Seit zwei Jahren ist die heimische Wellpappe-Industrie im Dauereinsatz: Erst die enorme Nachfrage nach Wellpappe-Verpackungen während der Pandemie, dann monatelange, extreme Preissprünge bei Rohpapier, und aktuell belastet die angespannte Lage am Energie- und Rohstoffmarkt die Branche erneut. „Diese Situation fordert all unsere Kräfte“, sagt Stephan Kaar, Sprecher des Forum Wellpappe Austria. „Die Pandemiepläne haben sich bewährt und helfen uns auch in der derzeitigen Situation. Wir haben unsere Lieferketten bestmöglich abgesichert.“
Die Nachfrage nach Verpackungen aus Wellpappe ist ungebrochen. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen für die ersten drei Monate 2022: Beim mengenmäßigen Absatz in Millionen Quadratmeter verzeichneten die fünf Mitgliedsunternehmen des Forum Wellpappe Austria ein solides Wachstum von plus 3,9 Prozent. In absoluten Zahlen ist das eine Fläche von 270 Millionen Quadratmetern. In Tonnen ist eine Steigerung von 4,5 Prozent zu verzeichnen (129.600 Tonnen).
Transportverpackung Nr. 1
„Ohne Verpackungen aus Wellpappe wäre der moderne Warenverkehr heute nicht machbar“, sagt Kaar. „Spätestens seit der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass wir systemrelevant sind.“ Über zwei Drittel aller in Österreich transportierten Waren werden in Wellpappe verpackt. „Das macht die Wellpappe zur Transportverpackung Nr.1“, so Kaar. Einen wesentlichen Anteil daran hat die gestiegene Nachfrage aus der Lebensmittel-, Getränke- und Konsumgüterindustrie (54 Prozent), gefolgt von Möbel, Elektronikteilen, Maschinen und Fahrzeugen (19 Prozent), sowie Logistik und Onlinehandel (12 Prozent).
Produktion massiv unter Druck
Anhaltende Probleme mit den Lieferketten und Preissprünge bei Rohmaterialien bringen die Betriebe derzeit massiv unter Druck. So kam es seit Anfang des Jahres 2021 bei Rohpapier – dem wichtigsten Rohstoff für Wellpappe – zu Preissprüngen von bis zu 70 Prozent. Dazu kommen die extrem stark gestiegenen Preise für Strom, Gas, Logistik, Stärke, Farben und Paletten aufgrund der aktuell angespannten Lage am internationalen Energiemarkt. „Das verschärft den Preisdruck enorm. Wir sind gefordert wie nie zuvor, um die Versorgung mit Wellpappe-Verpackungen sicherzustellen“ sagt Stephan Kaar. Aufgrund der laufenden Preiserhöhungen bei Rohstoffen gab es auch Anpassungen beim Wellpappe-Preis. Derzeit ist noch keine Besserung in Sicht“, so Kaar.
Lage der Beschäftigten: stabil
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen ist die heimische Wellpappe-Industrie ein stabiler und sicherer Arbeitgeber. „Jobs in der Wellpappe-Branche sind derzeit gefragt“, sagt Florian Döbl vom Forum Wellpappe Austria. Denn mit der erhöhten Nachfrage nach Verpackungen steigt auch der Bedarf nach gut ausgebildeten Fachkräften. „Neben Positionen in der Entwicklung und Produktion werden auch Mitarbeiter:innen für Vertriebsaufgaben gesucht“, so Döbl. „Denn dort, wo es um Verkaufsverpackungen aus Wellpappe geht, spielt die Beratung eine immer größere Rolle.“ Insgesamt beschäftigt die Branche derzeit rund 1.900 Mitarbeiter:innen und bildet Jahr für Jahr 80 Lehrlinge in 14 Lehrberufen aus.
Wellpappe: 25 Mal im Kreislauf
Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit sind bei Konsument:innen und Unternehmen deutlich angekommen und trotz Pandemie immens präsent. Das wachsende Umweltbewusstsein führt zu einer verstärkten Nachfrage nach Wellpappe. Recyclingpapier, Bruch- und Durchforstungsholz sind die wichtigsten Rohstoffe für Wellpappe-Rohpapiere. „Wer sich für Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen entscheidet, schont die fossilen Ressourcen unserer Erde und leistet einen Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Stephan Kaar.
Verpackungen aus Wellpappe sind zu 100 Prozent faserbasiert und somit vollständig recycelbar. Das heißt, die Faser bleibt bis zu 25 Mal im Kreislauf – wie jüngst eine Studie der TU Graz bestätigt hat – und kann daher mehrmals zu neuer Wellpappe weiterverarbeitet werden. Auch im Onlinehandel spielt Wellpappe ihre Stärken aus. Laut einer Studie des deutschen bifa Umweltinstituts ist die CO2-Bilanz von Versandverpackungen aus Wellpappe besser als Mehrweg-Boxen aus Kunststoff.
IKEA verabschiedet sich bis 2028 von Kunststoff für Verkaufsverpackungen
Das schwedische Möbelunternehmen IKEA treibt die Entwicklung innovativer Verpackungslösungen voran: Bis spätestens 2028 soll gänzlich auf Kunststoffverpackungen verzichtet werden. Diese Maßnahme vollzieht IKEA schrittweise: Bis 2025 werden die Kunststoffverpackungen für neue Sortimente ausgelistet und in der bestehenden Produktpalette bis 2028 ersetzt. Die Verkaufsverpackungen der IKEA-Produkte sind ein essentieller Bestandteil des schwedischen Unternehmens sowie ein wichtiger Aspekt in Sachen Nachhaltigkeit und sicherer Handhabung.
Seit Jahren setzt IKEA auch darauf, die Produkte möglichst klein und flach zu verpacken. Um der Umweltverschmutzung entgegenzuwirken, hat IKEA die Menge des Kunststoffs, der in Verpackungen zum Einsatz kommt, bereits deutlich reduziert: Schon heute sind weniger als zehn Prozent der gesamten jährlich verwendeten IKEA-Verpackungsmaterialien aus Kunststoff. „Der Verzicht auf Kunststoff in Verkaufsverpackungen ist der nächste große Meilenstein auf unserem Weg, Verpackungen nachhaltiger zu machen. Unser Schwerpunkt wird dabei auf Papier und Wellpappe als recycelbarem und erneuerbarem Material liegen", sagt Florian Thalheimer, Sustainability Manager IKEA Österreich.
IKEA gibt jährlich mehr als eine Milliarde Euro für rund 920.000 Tonnen Verpackungsmaterial aus. Die Abkehr von Kunststoff in Verkaufsverpackungen wird die Entwicklung neuer Lösungen sowie die enge Zusammenarbeit mit Produktentwicklungsteams und IKEA-Lieferant:innen auf der ganzen Welt erfordern.